Advent / Weihnachten 2020
Liebe Wohltäter, Freunde und Verwandte!
„Herr, rette uns, wir gehen zugrunde!“ (Mt 8,26)
„Uns wurde klar, dass wir alle im selben Boot sitzen, alle schwach und orientierungslos sind, aber zugleich wichtig und notwendig, denn alle sind wir dazu aufgerufen, gemeinsam zu rudern, alle müssen wir uns gegenseitig beistehen. Auf diesem Boot ... befinden wir uns alle. Wie die Jünger, die wie aus einem Munde angsterfüllt rufen: »Wir gehen zugrunde« (vgl. Mk 4,38), so haben auch wir erkannt, dass wir nicht jeder für sich, sondern nur gemeinsam vorankommen.“ (Papst Franziskus am 27.3.2020)
Auf menschenleerem Petersplatz, und doch die ganze Menschheit in seinem Herzen tragend, schritt Papst Franziskus am 27. März die Stufen zum Altar hinauf, um für ein Ende der Pandemie, für die Kranken und Sterbenden zu beten. In seiner eindrucksvollen Predigt mahnte er uns, dass wir nur gemeinsam, mit einer achtsamen Fürsorge füreinander und im unerschütterlichen Vertrauen auf Gott diese Zeit der Bedrängnis bestehen können. Er mahnte, aller falschen Ichbezogenheit abzusagen, und den „Kurs des Lebens“ wieder neu auf Gott und auf die Mitmenschen auszurichten: „Alleine gehen wir unter“. Lassen wir uns von diesen Worten des Papstes berühren und uns an diesem, unter dem Zeichen von Corona stehenden, Weihnachtsfest fragen, wo wir mehr Brüderlichkeit und Solidarität leben und so der Gegenwart Gottes unter uns Raum geben können.
Ja, dieses Jahr hatte es in sich. Durch „Corona“ war vieles völlig anders und ungewohnt – aber so langsam gewöhnt man sich auch an die „neue Normalität“, an Mundschutz, Abstand, Desinfektionsmittel und Begrüßung ohne Händeschütteln. Es gab aber auch Schönes und altbekannt-Normales! Gerne lassen wir Sie wieder daran Anteil haben.
Mit der eucharistischen Anbetung begannen wir das Jahr 2020 und baten den Herrn um Segen und Frieden für uns, unser Land und die ganze Welt.
Schon im Januar gab es Anlass, runde Jubiläen zu feiern: Unsere älteste und jüngste Schwester blickten innerhalb einer Woche auf insgesamt 120 Jahre zurück: Sr. Regina, die jahrzehntelang die Messfeier und das Chorgebet sehr einfühlsam musikalisch begleitet hat, dankte dem Herrn für 90 und Sr. Andrea für 30 Lebensjahre.
60 Jahre war es am 2.2.2020 her, dass unsere Pfortenschwester Bernadette dem Herrn ihr Leben geweiht hat. Unser Provinzial P. Ulrich zelebrierte den feierlichen Gottesdienst zum diamantenen Jubiläum. Nur drei Tage später durfte Sr. Bernadette ihren 85. Geburtstag feiern. Im weiteren Verlauf des Jahres teilten sich zu gleichen Teilen unsere Priorin Sr. Johanna und unsere Subpriorin Sr. Beata 100 Lebensjahre.
Der Erntedanksonntag am 4. Oktober war ein großer Freudentag für uns alle. In der Feierlichen (ewigen) Profess schenkte sich unsere Sr. Andrea Maria vom heiligsten Antlitz ganz dem Herrn und gehört nun fest zu unserer Gemeinschaft. Wir freuten uns sehr, dass unser Herr Bischof em. Dr. Friedhelm Hofmann den Festgottesdienst zelebrierte. Trotz Corona-Regularien war es eine wunderbare Feier!
Allen feiernden Schwestern haben wir Gottes Schutz, Gnade und Segen erbeten. Ad multos annos!!!
Die Jubiläen waren übers Jahr verteilte Lichtblicke, sie gaben uns auch Kraft für die Herausforderungen des Alltags.
Immer wieder hört man, so leicht dahingesagt, irgendwo sei eine „Bomben-Stimmung“ gewesen. Wir haben eine solche „live“ erlebt, dazu einen höchst ungewöhnlichen, nicht gebuchten „Ausflug“ mit Übernachtung und zwar am Abend des 6. März. Auf dem Gelände unserer Nachbarn von der „Feuerwehrschule“, auf der anderen Straßenseite, wurde eine 250- Kilo-Bombe aus dem 2. Weltkrieg gefunden. Teile der Zellerau mussten vor der Entschärfung evakuiert werden, auch unser Kloster. Die Oberzeller Franziskanerinnen setzten den Aufruf von Papst Franziskus zu Gastfreundschaft und Solidarität beeindruckend in die Tat um. Nach dem ersten Anruf in Oberzell gegen 17 Uhr sind hektische Stunden vergangen, bis uns um 21.40 Uhr die Johanniter dort „ablieferten“ und wir von stundenlang geduldig wartenden Schwestern überaus herzlich mit Tee und Kuchen empfangen werden konnten. Damit wir nicht in der Nacht, nach erfolgreicher Entschärfung der Bombe, die „Heimfahrt“ antreten mussten, hatten die Schwestern in Oberzell schon Zimmer für die Übernachtung vorbereitet. Während viele Zellerauerer die Nacht bis in die frühen Morgenstunden in einer Turnhalle verbrachten, konnten wir friedlich in Betten schlafen. Nach einem ausgiebigen Frühstück am nächsten Morgen wurden wir dann von Sr. Margit wieder zurückgebracht.
Am Tag nach dieser nicht geplanten Kurz-Reise begannen unsere Exerzitien bei P. Schuhmann SJ, der bis zum 15.3. in den Betrachtungen unser Augenmerk auf unser „Dasein als Pilger“ lenkte. Wie dankbar waren wir für diese stillen Tage! Eine Quelle, aus der wir noch lange schöpfen.
Die Renovierung unseres Pfarrhauses war seit Herbst des Vorjahres in vollem Gange, unser Hausmeister und einige Schwestern halfen mit, um die Kosten ein wenig zu reduzieren, bis „Corona“ dem Arbeitseifer der ehrenamtlichen Bauarbeiter ein jähes Ende setzte. Zum Schutz unserer vier älteren Schwestern haben wir von da an, soweit möglich, Kontakte „mit draußen“ vermieden. Im Haus taten sich neue Arbeitsfelder auf: Von der Klausur aus, über die Telefonanlage gesteuert, haben wir den Pfortendienst übernommen, den bisher unsere Sr. Bernadette so hingebungsvoll ausgefüllt hat. Allerdings lässt sich nicht jeder Kontakt über die Sprechanlage abwickeln und so sieht man seitdem nicht selten eine Schwester richtig durchs Haus flitzen, um Leute an der Pforte nicht so lange warten zu lassen. Da die Paketpost seit Beginn der Pandemie nun öfter kam (wie bei vielen Haushalten auch), entwickelte sich da ganz nebenbei ein konditionsförderndes Training. Flott zur Pforte und zurück etwas langsamer, da beladen. Bald begannen wir, für andere, aber auch für uns, Mund-Nasen-Masken zu nähen, erst Versuche in verschiedenen Variationen, bis wir zufrieden waren und die Produktion aufnahmen.
Überaus dankbar sind wir, dass bei uns trotz der Pandemie weiterhin die hl. Messe gefeiert werden durfte. Wir nutzten dieses Geschenk, um nach dem Vorbild der hl. Theresia von Lisieux die ganze Welt, ihre Sorgen und Ängste in unsere kleine Kapelle zu holen, alles mit auf den Altar zu legen und den Herrn um ein Ende der Pandemie zu bitten. In den Betrachtungsstunden setzten wir nun häufiger das Allerheiligste zur Anbetung aus und baten im Rosenkranzgebet die Hl. Jungfrau Maria, uns allen ihre mütterliche Hilfe zu schenken. Mit dem Papst vereinigten wir uns im Gebet, als er am 27. März auf dem Petersplatz so eindringlich um ein Ende der Pandemie flehte.
Verstärkung bekam unsere Ordensgemeinschaft durch Melanie Reiman, die am 1. Mai als Postulantin bei uns eingetreten ist. Wir hoffen, dass sie sich auch weiterhin gut einlebt und viel Freude an ihrer Berufung erfährt. Sr. Clara-Maria aus dem Karmel Rödelmaier wird für ein weiteres Jahr bei uns bleiben. Zu unser aller Freude lässt sie in der Hl. Messe immer wieder ihre Harfe zum Lobe Gottes erklingen. Sr. Elija ist im Kölner Karmel heimisch geworden, wir wünschen ihr alles Gute für Ihren weiteren Weg. So sind wir nun Elf im Haus, eine kleine Gemeinschaft, aber eine mit relativ niedrigem Altersdurchschnitt, sodass wir gut zurechtkommen.
An Pfingsten tagte bei den Mitbrüdern das Provinzkapitel. P. Ulrich konnte nach vier Amtszeiten nicht mehr als Provinzial wiedergewählt werden. Sein Nachfolger ist P. Raoul Kiyangi OCD aus der Demokratischen Republik Kongo, der seit dem 28. März zur deutschen Provinz gehört. Er ist der erste afrikanische Provinzial des Ordens; eigenständige Provinzen gibt es in Afrika noch nicht. Wir kennen P. Raoul schon aus seiner Würzburger Zeit und freuten uns sehr, als er am 21. September seinen „Antrittsbesuch“ bei uns machte.
Wenige Tage später, am 26. September, wählten auch wir im Konvent unter Vorsitz von Vizeprovinzial P. Ulrich OCD und bestätigten Sr. Johanna als Priorin, Sr. Beata als ihre Stellvertreterin und Sr. Immaculata und Sr. Agnes als Ratsschwestern.
Da wir vor einem Jahr der SBW Bauträger- und Verwaltungs-GmbH die bauliche Betreuung unseres Klosters übertragen haben, muss ein gewisses Minimum an Brandschutzvorkehrungen umgesetzt werden - und das in einem 95 Jahre alten Haus! Manche Räume können nun nicht mehr genutzt werden, da es keinen zweiten Fluchtweg gibt. Brandschutztüren müssen eingebaut und unsere hoffnungslos-schiefen Zimmertüren abgedichtet werden, damit kein Rauch eindringen kann. Die Baumaßnahmen nehmen einfach kein Ende!
Trotzdem möchten wir auch noch etwas für den Klimaschutz tun, dabei Stromkosten sparen und deswegen eine Photovoltaik-Anlage installieren. Leider haben wir fürs Hauptgebäude nicht die nötige denkmalschutzrechtliche Erlaubnis bekommen. Schade. Doch sind wir dankbar dafür, dass wir zumindest einige Elemente auf dem Kreuzgang-Dach und am Stall bei der nördlichen Klausurmauer anbringen dürfen.
Die Sommerferien verbrachten wir im „Carmel Skygates” in „Peppering Castle“ – einen Brief mit dieser originellen Anschrift hatten wir mal aus dem Ausland erhalten. Ob es sich dabei um eine sprachliche Notlösung oder einen unfreiwilligen Scherz handelte, wissen wir nicht; jedenfalls kam der Brief an. Um unser kombiniertes Lebens- und Feriendomizil an der Mainaustraße zu verschönern, haben wir auch in diesem Jahr wieder zukunftsorientiert einige (Obst-) Bäume und Sträucher gepflanzt und im Garten neue Akzente gesetzt, die möglichst wenig kosten sollten. Deswegen haben wir uns bei der Firma Gehring einen Bagger ausgeliehen und selbst gebuddelt. Fazit: Schwestern im Karmel können auch außerhalb der Gebetszeiten einiges „bewegen“. Deswegen sah es im Sommer in unserem Garten mitunter recht wüst aus. Wie unsere Hühner, so mussten auch wir bei einem Spaziergang meist schon nach kurzer Strecke Halt machen und einen Erdwall überwinden. Wir haben es unter dem Gesichtspunkt „Fitness“ gesehen – so bleibt man „jung“!
In diesem Sommer konnte endlich auch unser Kirchturm saniert werden. Die Steinmetzfirma Rycek hat die Arbeiten in gewohnt professioneller Weise ausgeführt. Da wir die Sanierung komplett aus eigenen Mitteln finanzieren müssen, haben wir uns auf dringend notwendige Sicherungsmaßnahmen beschränkt, damit niemand durch herabfallende Steine zu Schaden kommt. Die vollständige Sanierung des Turmes überlassen wir einer späteren Generation – die Baulast haben wir voll Vertrauen dem Heiligen Josef auf die Schultern gelegt.
Neben den großen Projekten gab es immer wieder auch kleinere Anschaffungen und Reparaturen. Für die Sicherheit der Gasleitung zwischen Pfarrhaus und Kloster konnte niemand mehr garantieren, eine neue wäre zu teuer geworden. Deswegen haben wir den ohnehin schon sehr alten Gasherd in der Küche gegen einen Elektroherd mit Ceranfeld ausgetauscht. Leider mussten wir auch Geld „vergraben“. Im Frühjahr ist der Kanal vor dem Haus saniert worden, Wurzeln waren eingewachsen und blockierten an manchen Stellen den Abfluss.
„Pünktlich“ zum Hochfest der hl. Teresa erhielten wir die Nachricht, dass eine Mitarbeiterin, die täglich in die Klausur kommt, positiv auf Corona getestet worden war. Da wir nicht wussten, ob sich Schwestern bei ihr angesteckt hatten, verwandelten wir unser Kloster von einem Augenblick auf den anderen in eine Quarantänestation. Bis die Testergebnisse der Schwestern da waren, gab es erstmal keine Hl. Messe, kein gemeinsames Chorgebet und keine gemeinsame Rekreation. Gegessen wurde in den Zellen, und auf den Gängen waren wir – anfangs doch recht gewöhnungsbedürftig – nur mit Maske unterwegs. Wir kamen uns vor wie vermummte Einsiedler. Nach einer Woche traf dann endlich die erlösende Nachricht ein: Niemand von uns war angesteckt worden. Deo gratias!!!
So konnten nach zweimaligem Verschieben unsere Exerzitien bei Br. Leopold OFMConv. Anfang November doch noch stattfinden. Das Thema: „Augen-Einstellungen – Lebens-Einstellungen“ half uns sehr, nach diesem ereignisreichen und mitunter auch aufregenden Jahr, den Blick wieder fest auf den Herrn zu richten, im Vertrauen darauf, dass Er alles, was uns widerfährt, zum Guten wenden kann, auch die schlechten oder schwierigen Dinge.
Wir haben uns riesig gefreut, dass Papst Franziskus am 8. Dezember ein Jahr des hl. Josef ausgerufen hat. Besonders seit zwei Jahren empfehlen wir dem großen Heiligen unsere derzeitigen großen Sorgen und Nöte. Die Nachricht aus Rom festigte unser Vertrauen, dass alles gut ausgehen wird.
Zum Schluss noch ein Hinweis: Künftig wird Sr. Andrea die Gestaltung unserer Webseite übernehmen. So hoffen wir, Sie auch übers Internet zeitnah über das Geschehen im Kloster auf dem Laufenden halten zu können. Schauen Sie doch immer wieder mal rein! Auch auf Instagram sind wir seit kurzem zu finden: @karmel_himmelspforten
Ein ganz herzliches Vergelt`s Gott sagen wir wieder allen Priestern, die mit uns regelmäßig oder aushilfsweise die hl. Messe feiern, Beichte hören, uns geistlich begleiten oder uns durch Vorträge neue Impulse für unser geistiges Leben geben. Ein großer Dank gilt auch Frau Iwanowitsch, die uns so treu im Büro unterstützt, und unserem Kaplan Thomas, der immer zur Stelle ist, wenn werktags ein Zelebrant ausfällt.
Und ein ganz herzliches Vergelt`s Gott gilt auch Ihnen, liebe Wohltäterinnen und Wohltäter, für Ihre treue Verbundenheit mit uns und für die vielfältige Unterstützung, die wir auch in diesem Jahr wieder erfahren haben. Ohne Ihre tatkräftige Hilfe, Ihr unterstützendes Gebet und Ihre Freundschaft, könnten wir unser kontemplatives Leben nicht führen. Der Herr möge Ihnen Ihren Einsatz überreich lohnen – Er lässt sich an Großmut nicht übertreffen.
Ihnen allen wünschen wir gerade jetzt in dieser schweren Zeit, da das Corona-Virus uns alle vor große Herausforderungen stellt, viel Gesundheit und ein grenzenloses Vertrauen in Gottes Führung. Gott ist treu. Das ist sein Name, das hat er uns zugesagt. So dürfen wir im Vertrauen auf ihn und sein Versprechen ins Neue Jahr gehen und ihm alles in die Hände legen. Gottes Schutz und Segen begleite Sie durch das kommende Jahr 2021.
So wünschen wir Ihnen gnadenreiche Advents- und Weihnachtstage und grüßen Sie von Herzen
Ihre dankbaren Karmelitinnen von Himmelspforten
Email:
Webseite: www.karmelitinnen-wuerzburg.de
Instagram: @karmel_himmelspforten
Ligabank Würzburg:
IBAN: DE90 7509 0300 0003 0173 38
BIC: GENODEF1M05
Da es schon öfter vorgekommen ist, dass Briefe an uns geöffnet und Geld entwendet wurde, bitten wir Sie nach Möglichkeit um Banküberweisung, wenn Sie uns eine Spende zukommen lassen möchten. Ein herzliches Vergelt’s Gott im Voraus! "