Unser Lebensideal
Einsamkeit in der Klausur
Als Schwestern, die sich ganz dem kontemplativen Leben widmen, leben die Karmelitinnen in strenger (päpstlicher) Klausur, d. h. in weitgehender Trennung von der Welt. Sie leben zurückgezogen in ihrem Kloster und verlassen den ihnen vorbehaltenen Lebensbereich ausschließlich aus notwendigen Gründen. So entsteht ein Raum der Einsamkeit und des Schweigens. Die Einschränkung von Kontakten und äußeren Eindrücken helfen, die Aufmerksamkeit auf die Gegenwart Gottes zu lenken.
Die Klausur ist mehr als nur eine Hilfe für das Gebetsleben. Vor allem ist sie eine Konkrete Form der Nachfolge Christi, denn das beschauliche Leben ahmt Christus nach, der auf dem Berg in der Einsamkeit betete. Die Lebensweihe der Klausurschwestern ist also Teilhabe an der Liebesgemeinschaft des Sohnes mit dem Vater und an seinem Paschamysterium. Indem sich die Schwestern mit der Hingabe Jesu an den Vater vereinen, wirken sie am Geheimnis der Erlösung mit. „Wie Maria im Abendmahlssaal durch ihr betendes Dasein die Anfänge der Kirche in ihrem Herzen bewahrte, so ist dem liebenden Herzen und den gefalteten Händen der Klausurschwestern der Weg der Kirche anvertraut."
Als „Zeichen der ausschließlichen Vereinigung der bräutlichen Kirche mit dem über alles geliebten Herrn" ist die Existenz des kontemplativen Klosters eine schweigende Verkündigung der wesentlichen und endgültigen Berufung eines jeden Christen und der ganzen Kirche.
Gebet
Da schon die ursprüngliche Regel die Einsiedler auf dem Berge Karmel dazu aufrief, Tag und Nacht im Gesetz des Herrn zu betrachten und im Gebete zu wachen, hat die heilige Teresa das Gebet zum Fundament und zur Hauptübung im Leben ihrer Töchter gemacht. Dabei sind unter dem Gebet nicht nur die festgesetzten Zeiten zu verstehen, sondern die Schwester lernt mit der Zeit immer in der Gegenwart des Herrn und in Gemeinschaft mit Ihm zu leben. So wird langsam die ganze Existenz auf Ihn und seine Anliegen ausgerichtet.
Quelle und Höhepunkt dieser Ausrichtung ist die Eucharistiefeier. Hier wird der Bund mit Christus grundgelegt, in Taufe und Profeß sakramental erneuert, und die Kommunität wird durch die Teilnahme an dem einen Brot zu einem einzigen Leib, zu einer einzigen Opfergabe, die Christus ist. Brot – gebrochen für das Leben der Welt.
In der Feier des Stundengebetes vereint sich jede Kommunität mit dem ewigen Lobpreis Christi und bittet in Vereinigung mit der gesamten Kirche den Vater inständig um das Heil der ganzen Welt.
Nach der Lehre der heiligen Teresa ist Beten ein Verweilen bei einem Freund, mit dem wir oft und gern allein zusammenkommen, um bei ihm zu sein, weil wir wissen, dass er uns liebt (Leben 8,5 ). Da Freundschaften gepflegt werden müssen, um lebendig zu bleiben, widmen wir zwei Stunden am Tag der Betrachtung und eine Stunde der geistlichen Lesung, um den Herrn immer besser kennen- und liebenzulernen, ihn anzubeten, bei IHM zu sein und so seiner Gesinnung gleichförmig zu werden.
Gemeinschaftsleben
Das Gemeinschaftsleben im Karmel hat ein eigenes Gepräge, da es Elemente des Einsiedlerlebens mit der schwesterlichen Begegnung harmonisch verbindet. Es folgt dem Vorbild der Urkirche. Sie hielten an der Lehre der Apostel fest und an der Gemeinschaft, am Brechen des Brotes und an den Gebeten (Apg. 2,42). So wollen die Schwestern, die als kleines Kollegium Christi vom Herrn zusammengerufen sind, gemeinsam in der Gefolgschaft Jesu Christi leben und sich auf dem Weg zur Heiligkeit gegenseitig helfen.
In der Gemeinschaft ermutigen und bestärken sich die Schwestern auf ihrem Weg. Schließlich ist die Gemeinschaft immer ein Übungsfeld, um in der Liebe zu wachsen und ermögllicht ein Kontrollfeld für das Maß der Gottesliebe. „Denn ob wir Gott lieben, kann man nicht wissen (obwohl es deutliche Anzeichen gibt, die es erkennen lassen); aber ob wir unseren Nächsten lieben, das merkt man. (Innere Burg 5. Wohnung).