Karmelheilige

Nachdem Juan de Yepes sich als Schreiner, Schneider, Bildhauer, Maler und Krankenpfleger versucht hatte, trat er 1563 bei den Beschuhten Karmeliten ein. Kurz nach seiner Priesterweihe lernte Johannes die heilige Mutter Teresa kennen. Diese begeisterte den jungen Pater für ihre Reformideen. So starteten beide 1568 das Projekt der Gründung des männlichen Zweiges der Unbeschuhten Karmeliten. Johannes vom Kreuz – wie er sich nun nannte – übernahm die Ausbildung des ersten Ordensnachwuchses und andere verantwortungsvolle Ämter. Schnell wurde er auch zu einem gefragten Seelenführer und Beichtvater.
Durch zahlreiche innere und äußere Leiden geprüft, u. a. strenge Kerkerhaft verbunden mit der Erfahrung der Gottverlassenheit, drang Johannes immer tiefer in das Geheimnis der Liebesbeziehung zwischen Gott und der Seele ein. So wurde er befähigt, zusammen mit der heiligen Teresa das geistliche Fundament für unseren Orden zu legen. Den Weg der Seele zu Gott hat er uns in seinen Schriften hinterlassen. Seine Werke sind ein Lockruf in das einzig notwendige Abenteuer.

 

„Willst du von mir (Gott-Vater) ein Wort des Trostes, so blick hin auf meinen Sohn! Dort wirst du meine Antwort finden.“(Aufstieg )

 

Mein sind die Himmel und mein ist die Erde;
mein sind die Völker, die Gerechten sind mein,
und mein sind die Sünder;
die Engel sind mein
und die Mutter Gottes ist mein
und alle Dinge sind mein,
und Gott selbst ist mein und für mich,
denn Christus ist mein und mein Einundalles für mich.
Was ersehnst und suchst du also noch, meine Seele?
Dein ist all dies, und alles ist für dich.
(Gebet einer verliebten Seele)

Therese von Lisieux (1873 – 1897)

Therese Martin wurde am 2. Januar 1873 in Alençon geboren. Ihre Mutter starb, als sie vier Jahre alt war. Sie wuchs im Kreis ihrer Geschwister und der Obhut des Vaters auf. Sie erhielt auf der einen Seite eine sehr strenge und fordernde religiöse Erziehung, wurde aber auf der anderen Seite auch sehr verhätschelt und verwöhnt. Therese tat sich im Umgang mit ihren Altersgenossen ziemlich schwer. Dennoch hielt es die Heilige von Lisieux nicht lange zu Hause. Sie wollte möglichst schnell Karmelitin werden, obwohl erst 15 Jahre alt. Nachdem alle Bemühungen vergeblich waren, um in den Karmel aufgenommen zu werden, reiste sie 1888 mit ihrem Vater nach Rom, um von Papst Leo XIII. persönlich die Erlaubnis zu erhalten. Diese Entschlossenheit überzeugte die zuständigen Autoritäten. Am 9. April 1889 öffnete der Karmel von Lisieux – indem vorher schon ihre Schwestern Pauline und Marie eingetreten waren – seine Tore für die junge Postulantin.

Therese suchte hier aber nicht die Nähe ihrer Schwestern! Sie wollte Jesus mehr lieben, als er je von einen Menschen geliebt wurde – ein hohes Ziel. Aber wie sollte sie das in die Praxis umsetzten? Hilfestellung hierfür lieferten ihr die Schriften der Ordenseltern (Teresa von Avila und Johannes vom Kreuz) und vor allen die Heilige Schrift. In der suchte sie unermüdlich eine Antwort auf ihre Fragen. Ein absolutes Novum zu ihrer Zeit, da es nur sehr wenige Übersetzungen der Texte in die Mutter-sprache gab und Therese die lateinische Sprache nicht beherrschte. Im Meditieren der Heiligen Schrift begegnete sie dem Herrn Jesus Christus und dieser lehrte sie den Weg der geistlichen Kindschaft – in IHM Adoptivkind des Vaters zu sein.

So kann sie sich vertauensvoll der Führung Gottes überlassen und braucht sich nicht mehr den religiösen Leistungsdruck ihrer Zeit unterwerfen. Geborgen in der Vaterliebe Gottes kann sie auch die Erfahrung der Dunklen Nacht und ihre tödliche Tuberkoloseerkrankung für die Kirche fruchtbar machen. Papst Pius XI hat sie 1925 heiliggesprochen und 1927 zur Patronin der Missionen ernannt. Papst Johannes Paul II. erklärte sie 1997 zur Kirchenlehrerin.

MEINE BERUFUNG IST DIE LIEBE!… (Selbstbiographische Schriften)

Ja, ich habe meinen Platz in der Kirche gefunden, und diesen Platz, mein Gott, den hast du mir geschenkt… im Herzen der Kirche, meiner Mutter, werde ich die Liebe sein..(Selbstbiographische Schriften)

Wie aber soll es seine Liebe bezeugen, da sich die Liebe doch durch Werke be-weist? Wohlan, das kleine Kind wird Blumen streuen,Ja, mein Viel-Geliebter, auf diese Weise wird sich mein Leben verzehren… Ich habe kein anderes Mittel, dir meine Liebe zu beweisen, als Blumen zu streuen, das heißt, ich will mir kein einziges klei-nes Opfer entgehen lassen, keinen Blick, kein Wort, will die geringfügigsten Handlungen benutzen und sie aus Liebe tun… Aus Liebe will ich leiden und aus Liebe so-gar mich freuen. (Selbstbiographische Schriften)

Nur das Vertrauen kann uns zur Liebe führen. (Letzte Worte)

Theresia Benedikta a cruce (1891 – 1942)

Edith Stein wuchs im Kreis ihrer Geschwister ineiner gläubigen jüdischen Familie In Breslau auf. Später studierte sie in Breslau und Göttingen Germanistik, Philosophie und Geschichte. In Freiburg schloß sie ihre Doktorarbeit in Philosophie summa cum laude ab und wurde Assistentin bei dem bekannten Phänomänologen Edmund Husserl. Die Erfahrung der inneren und äußeren Begrenztheit des Menschen und ihre unermüdliche Suche nach der Wahrheit, führten Edith Stein schließlich zum katholischen Glauben. Die Begegnung mit Jesus Christus – dem Mensch gewordenen Gott – befreite sie von dem Zwang alles selber tun zu müssen, unter Gottes Führung lernte sie Schritt für Schritt vertrauensvoll an der Hand Gottes des Vaters zu leben. Diese Erfahrung war dann auch das Hauptanliegen bei Ihrer Vortragstätigkeit im In- und Ausland. Die nationalsozialistischen Rassengesetze machten Ediths Lehrtätigkeit 1933 ein Ende, so wurde für sie endlich der Weg für einem lang gehegten Wunsch frei. Am 14. Oktober 1933 trat sie in den Kölner Karmel ein und legte hier am 21.04.38 die Ewige Profeß ab. Da die politische Situation in Deutschland immer dramatischer wurde und sie den Konvent nicht gefährden wollte, übersiedelte Schwester Theresia Benedikta am 31.12.38 schweren Herzens in den Karmel Echt in den Niederlanden. In ihrem geistlichen Leben identifizierte sie sich immer mehr mit der alttestamentlichen Gestalt der Königin Ester, die vor dem König für ihr Volk um Gnade flehte, wobei sich ihre Stellvertretung sowohl auf das jüdische als auch auf das deutsche Volk bezog. Aus Rache für einen Protestbrief der holländischen Bischöfe wurde Schwester Theresia Benedikta zusammen mit anderen jüdischen Konvertiten am 02.08.1942 verhaftet und am 09.08.1942 in den Gaskammern von Ausschwitz ermordet. Papst Johannes Paul II hat sie 1987 Selig- und 1998 Heilig gesprochen . Im Jahre 1999 wurde Edith Stein zusammen mit Brigitta von Schweden und Katharina von Siena zur Mitpatronin Europas erhoben.

Gott ist die Wahrheit. Wer die Wahrheit sucht, der sucht Gott, ob es ihm klar ist oder nicht.
(Brief 259/IX )

Es ist ein weiter Weg von der Selbstzufriedenheit eines guten Christen, der seine Pflicht erfüllt, eine gute Zeitung liest, richtig wählt usw. – bis zu einem Leben an Gottes Hand, in der Einfalt des Kindes und der Demut des Zöllners.
( Endliches und ewiges Sein )

Ich bin mit allem zufrieden. Eine Scientia Crucis kann man nur gewinnen, wenn man das Kreuz gründlich zu spüren bekommt. Davon war ich vom ersten Augenblick an überzeugt und habe von Herzen Ave Crux, Spes unica ! gesagt.
(Brief 330 )