Advent / Weihnachten 2014
Liebe Verwandte, Freunde und Wohltäter!
„Dein bin ich –
für Dich geboren“,
so lautet ein Vers aus einem Gedicht unserer Ordensgründerin Teresa von Avila. Sie spricht so den Herrn an, aber es könnten genauso gut die Worte des Herrn sein. Feiern wir nicht genau dieses Wunder an Weihnachten. Er, der Emmanuel – Gott mit uns – wird Mensch, um unser menschliches Leben mit uns zu teilen, bei uns zu sein und uns Schritt für Schritt zu verwandeln, damit Gottes Liebe durch uns in der Welt aufstrahlen kann. Ist das angesichts der Weltnachrichten eine Illusion? Oder doch eine Vertröstung auf das Jenseits? Vielleicht eine Einladung, Gottes Liebe zu mir – die Ihn sein Leben gekostet hat – anzunehmen und mit der heiligen Teresa zu beten: „Dein bin ich, für Dich geboren. Was verfügst Du über mich?“ So kann Menschwerdung heute geschehen. Ein kleines Licht hier und dort besiegt das Dunkel in der Welt.
Unser Weihnachtsrundbrief ist immer Gelegenheit, ein wenig mit Ihnen zu teilen, was uns im zu Ende gehenden Jahr bewegt hat.
Wir als Gemeinschaft sind kleiner geworden. Zurzeit sind wir 13 Schwestern – das kleine Kollegium Christi, wie es die hl. Teresa ursprünglich gewollt hat. Unsere Professnovizin Sr. Therese hat uns im März verlassen, da sie in einem längeren Prozess erkannt hat, dass ihre Berufung doch eher darin liegt, Christus durch ein aktives Apostolat zu den Menschen zu bringen. Sie ist dankbar für ihre Zeit hier bei uns, und wir wünschen ihr für ihren weiteren Weg der Nachfolge Jesu Gottes Segen. Da Sr. Elisabeth sich momentan im Karmel von Auderath befindet und eine weitere Schwester für drei Monate in Aufkirchen war, gab es bzgl. der Aufgabenverteilung bei uns einige Umstrukturierungen. Die Folge davon ist, dass wir die Paramentik auf Null heruntergefahren haben. Auch die Kerzenwerkstatt mussten wir verkleinern. Sonderanfertigungen nehmen wir nur noch ziemlich begrenzt und mit einem genügenden Vorlauf an. An der Pforte können Sie aber weiterhin die vorhandenen Kerzen erwerben – auf Wunsch auch, wie gewohnt, mit Beschriftung.
So begann das Jahr für uns recht aufregend, da durch weniger und älter werdende Schwestern die Anforderungen an die Jüngeren gestiegen sind und überlegt werden muss, was wirklich wichtig ist.
Für die Priorität Gottes in ihrem Leben hat sich unsere Sr. M. Agnes vom Ewigen Hohenpriester entschieden. Nach fünf Jahren der Prüfung legte sie am Fest der Göttlichen Barmherzigkeit (27.04.2014) ihre feierliche Profess ab und band sich endgültig an Gott und unseren Konvent. Viele Verwandte, Freunde und Bekannte kamen und durften Zeugen ihres bedingungslosen Jas zu Gott und den Menschen sein. Den schönen Festgottesdienst leitete P. Johannes Schmuck OSB, mitgestaltet von der kleinen neuen Gemeinschaft „Quell des Lebens“ zu der auch die Mutter von Sr. Agnes gehört.
Im letzten Weihnachtsbrief hatten wir um Spenden für die Renovierung des alten Steinkreuzes in unserem Kreuzgang gebeten. Sr. Agnes schloss sich dieser Bitte bzgl. der Geschenke anlässlich ihrer Profess an, und so konnten die Arbeiten im Juni in Angriff genommen werden. Durch die Steinmetzfirma Rycek wurden die schadhaften Stellen ergänzt bzw. ausgebessert und das ganze Kreuz abgestrahlt. Jetzt ist es wieder wunderschön und vor dem drohenden Verfall gerettet. Danke allen, die geholfen haben!
Am 10. Mai waren alle Klostergemeinschaften aufgerufen, ihre Pforten für Interessierte zu öffnen, um den Menschen eine, heute seltene, Möglichkeit zu geben, mit Ordensmitgliedern in Kontakt zu treten. Wir entschlossen uns an dieser Aktion teilzunehmen und boten eine Kirchenführung mit anschließender Vesper an. Freudig überrascht waren wir von dem großen Interesse: 80 – 100 Frauen und Männer verschiedener Altersklassen fanden sich ein und stellten engagierte Fragen. Diese Erfahrung wiederholte sich am 10. Oktober – da hatten wir den Jugendgottesdienst „Franz meets Klara“ bei uns zu Gast. 35 junge Erwachsene waren gekommen, um die Gelegenheit zu nutzen, einmal hinter unsere Mauern zu schauen – sie gingen nachdenklich wieder weg – diesmal ohne den sonst üblichen Besuch im Klosterkeller vom Kloster Oberzell.
Im Juni entdeckten wir plötzlich eine „Quelle“ bei uns im Garten. Auf der Suche nach ihrem Ursprung spürten wir einen Wasserrohrbruch in einer Gartenwasserleitung auf. Dies war auch die Ursache dafür, dass unsere Wasserpumpen immer herausprangen und wir für 10 Tage nicht wirklich Wasser für unsere WC-Spülung hatten. Durch das ständig im Boden versickernde Wasser kamen die Pumpen nicht nach, da das dauernde automatische An- und Ausschalten die Motoren überforderte. Die Folge war, dass die eine ganz und die andere halb kaputt gingen. Nachdem der Rohrbruch behoben und die Pumpen erneuert waren, waren wir für die wieder funktionierende Wasserversorgung sehr dankbar. Wie mag es erst den Menschen in Aleppo oder den anderen Kriegs- und Katastrophengebieten der Welt gehen, wo es überhaupt kein Wasser gibt?
Im Juli standen wieder Konventwahlen an. Die Schwestern haben mich – Sr. Mirjam gewählt. Subpriorin wurde Sr. Johanna. Sr. Beata, Sr. Immaculata und Sr. Regina sind die weiteren Ratsschwestern. Bitte beten Sie für unseren Konvent, die Ratsschwestern und auch für mich, damit wir unserer Sendung für Kirche und Welt immer besser entsprechen und so sind, dass der Herr unsere Gebete erhört (Teresa von Avila).
Die Sommermonate sind Ferienzeit – auch bei uns im Karmel. Im Juli wurde für 2 ½ Wochen die gemeinsame Tagesordnung etwas gelockert, so dass die Schwestern sich ihre Gebetszeiten selber einteilen konnten und auch einmal Zeit hatten sich in Ruhe in den Garten zu setzen oder etwas länger zu schlafen – vielleicht haben Sie den Artikel in der Zeitung bzw. im Sonntagsblatt gelesen. Zum Abschluss der Ferien konnten wir noch einmal feiern. Sr. Bernadette (Klausur) durfte dankbar auf 85 Lebensjahre zurückblicken. Wir ahnten da noch nicht, dass sich als Ursache ihrer Luftnot und ihres Schwindels nicht ihr Asthma, sondern eine hochgradige Aortenklappenstenose herausstellte, die sich leider nicht mehr behandeln lässt.
Am 24. August versetzte uns unsere Seniorin Sr. Maria (94) in großen Schrecken. Sie stürzte nach der Heiligen Messe, mit dem Kopf voraus, die Treppe herunter. Der herbeigerufene Notarzt kam mit dem Rettungshubschrauber – der Rasen vor der Kirche eignete sich hervorragend als Landeplatz. Die Sanitäter und er hatten einige Mühe, Sr. Maria von der Treppe zu bergen, da nicht abzusehen war, welche Schäden sie sich bei dem Sturz zugezogen hatte. Gott sei Dank, hatte sie sich „nur“ den linken Arm dreimal gebrochen, was allerdings einen 10-tägigen Krankenhausaufenthalt und zwei Operationen zur Folge hatte (eine uneinkalkulierte Ausgabe, da Sr. Maria nicht in der Krankenkasse ist – sie war auf Grund ihres hohen Alters nicht mehr in die gesetzliche Kasse aufgenommen worden). Inzwischen hat sie sich eigentlich wieder gut erholt – auch wenn sie jetzt wesentlich mehr auf Hilfestellungen angewiesen ist als vorher. Einige Schwestern wechseln sich dabei ab und betreuen sie liebevoll.
Schweren Herzens verabschiedeten wir am 14. September unseren langjährigen treuen Zelebranten und Beichtvater H. H. Pfr. i. R. Robert Seufert, der aus gesundheitlichen Gründen leider nicht weiter zu uns kommen kann. Wir danken ihm für all das Gute, das er uns getan und bleiben mit ihm im gegenseitigen Gebet verbunden. Neuer Beichtvater ist P. Ulrich Bitter OFMConv. Wir erfahren es als großes Geschenk, dass sich die Würzburger Ordensgemeinschaften nach Kräften bemühen, uns mit seelsorglichen Diensten zu helfen.
Mit dem Hochfest der heiligen Teresa von Avila (15.10.) startete das Jubiläumsjahr anlässlich ihres 500. Geburtstages am 28.03.2015. Domdekan Prälat Günter Putz hielt den Festgottesdienst. An den folgenden Tagen war ein Triduum mit P. Elias Haas OCD, dem neuen Prior unserer Mitbrüder in der Sanderau, geplant, welches leider nach der ersten Heiligen Messe wegen Krankheit abgebrochen werden musste. P. Elias hat die Predigten aber im November als Vortrag nachgeholt. Das stellte sich als gute Alternative heraus, denn so konnten wir uns noch ein wenig über unser gemeinsames Charisma austauschen. Dem gegenseitigen Kennenlernen diente auch eine gemeinsame Rekreation mit unseren Mitbrüdern in der Ausbildung (zwei Indonesier, ein Inder und ein Deutscher) am 17.10. Eine Bereicherung für uns, denn so wird Weltkirche erfahrbar. Dankbar sind wir in diesem Zusammenhang auch für die Nachprimiz eines „Dieners der Armen der dritten Welt“, Matthias Brand, der uns von seinem Einsatz vor allem für die vernachlässigten Kinder in Peru berichtete.
In diesem Jahr wurden wir übrigens reich beschenkt. Vier weitere Neupriester erteilten uns ihren Primizsegen. Am 13. Juni kam Herr Kaplan Paul Reder, hier aus der Diözese, zu uns. Ihn konnten wir für einen sehr fesselnden Vortrag über den heiligen Kirchenvater Augustinus gewinnen. Weitere Primizianten waren P. Peter Ackermann FLUHM, Christoph Werecki (Diözese Essen) und den Abschluss bildete der Franziskaner P. Konrad Schlattmann. Wir danken den Neupriestern für ihr Kommen und ihr Vertrauen auf unser Gebet. Für uns sind solche Begegnungen wichtig. Zum einen wird unser Eifer dadurch angefacht, dass wir konkrete Personen vor Augen haben, zum anderen ist uns auch wichtig zu wissen, was die Priester heute bewegt. Dies gilt natürlich auch für alle übrigen Gebetsanliegen, die zu uns gebracht werden.
Ende September besuchte uns überraschend P. Karl Wallner OCist. von der Abtei Heiligenkreuz in Österreich. Er war zu einem Einkehrtag des Fatimaapostolates im Exerzitienhaus nebenan. Domvikar Christian Stadtmüller und Herr Weth ermöglichten uns anschließend die Begegnung bei uns im Sprechzimmer. P. Wallner erzählte uns von seiner Arbeit und seiner Gemeinschaft – es gibt auch heute hoffnungsvolle, ermutigende Aufbrüche in der Kirche.
Nach den staubigen Erfahrungen unserer Fensteraktion 2012 brauchte es eine etwas längere Anlaufphase, um die noch fehlenden 31 Fenster im Pfortentrakt auszutauschen. Dies war eigentlich dringend nötig, denn es regnete rein und die Wärmeisolierung ließ sehr zu wünschen übrig. Am 27.10. war es soweit: die neuen Fenster wurden geliefert. Der Einbau der Fenster war kein Problem, allerdings hatten die Verputzer einiges zu tun, bis die entstandenen Kollateralschäden wieder behoben waren, da wir vorher Kastenfenster hatten. Es sieht schon wieder ganz gut aus, es fehlt „nur“ noch hier und dort mehr oder weniger Farbe. Dies ist aber wohl ein Projekt, was uns noch einige Zeit beschäftigen wird, schließlich sind die Folgen des ersten Bauabschnittes (Fenster im Haupthaus und mit Sicht in den Garten) noch längst nicht behoben. Dennoch freuen wir uns über das bisher Erreichte und sagen schon einmal einen großen Dank an die beteiligten Firmen (BayWa, Rügemer und Schlötter) – für ihre gute Arbeit, an unseren treuen Helfer Gerd – für seinen Einsatz und natürlich auch an die eigenen Mitschwestern – für ihr engagiertes Mithelfen und Mittragen.
Am 22.11. verstarb im Alter von 64 Jahren völlig unerwartet der Generalvikar unserer Diözese – Prälat Dr. Karl Hillenbrand. Sein Tod erfüllt uns mit Trauer und großer Betroffenheit, denn wir konnten immer mit seiner Hilfe und Unterstützung rechnen. Der Herr nehme ihn auf in seine Herrlichkeit und schenke ihm den Lohn für all sein Mühen und Arbeiten für seine Kirche.
Noch ein kurzer Ausblick auf das kommende Jahr. Am 10. Januar darf unsere Sr. M. Lucia ihr Goldenes Professjubiläum feiern – 50 Jahre Gebet, Arbeit und Hingabe für Kirche und Welt. Wir freuen uns mit ihr und danken ihr für alles, was sie in dieser Zeit auch für unsere Gemeinschaft getan und geopfert hat.
Welche Baumaßnahmen stehen nächstes Jahr an? Das Dach von unserem Pfortenanbau ist inzwischen in die Jahre gekommen und könnte neue Ziegel gebrauchen. Auch wäre es gut, das Dach unseres Haupthauses zu isolieren, damit wir unsere Heizkosten langfristig etwas senken können.
Zum Schluss noch ein großes Vergelt’s Gott allen, die uns durch ihre Zeit, Mithilfe und Spenden, ihre Worte der Ermutigung und ihr Gebet geholfen haben und uns tatkräftig zur Seite gestanden sind. Natürlich auch allen Priestern und Ordensgemeinschaften, die es ermöglicht haben, dass wir jeden Tag die Heilige Messe mitfeiern konnten.
Wir wünschen Ihnen allen von Herzen eine gnadenreiche Advents- und Weihnachtszeit, Gottes Schutz und Segen für das Jahr 2015. Das göttliche Kind möge unsere Dunkelheit erhellen und uns seinen Frieden schenken, der heute oft so wenig spürbar ist – überall auf der Welt, in unseren Familien und auch in unserem eigenen Herzen.
Die Christmette feiern wir wieder in den Anliegen unserer Freunde und Wohltäter und tragen gerne Ihre Sorgen und Nöte, aber auch ihren Dank vor den Herrn und seine Mutter.
So grüßen Sie ganz herzlich
Ihre dankbaren Karmelitinnen von Himmelspforten